Durchaus bewußt haben die Produzenten für die zweite Episode den Fuß vom Gaspedal genommen. Denn die Ereignisse um die neu auftretenden Charaktere, den Wandel Big Jims und nicht zuletzt den Tod Lindas und Angies müssen erstmal verdaut werden.
So läßt es die Episode "Infestation" sehr ruhig angehen und erzählt die Geschichte nach Angies Tod sowie die Suche nach ihrem Mörder in unaufdringlichen Bildern. Natürlich bleibt der Verdacht - wie es auch meiner war - stark an dem mysteriösen Mädchen kleben, das aufgrund des Einsatzes von Joe und Norrie schließlich auch ins Gefängnis gesperrt wird. Hierbei hat mich eine Szene ganz besonders eindringlich berührt. Man sieht die kochende Wut in Joes Ausdruck, als er dem Mädchen gegenübersteht und ihr eine Pistole vor die Augen hält...das erste Mal, daß dieser junge Kerl, dem der Tod seiner Schwester verständlicherweise so nahe geht, richtig aus der Haut fährt und bisher ungekannte Emotionen zeigt. Da habe ich echt Gänsehaut bekommen und ob der schauspielerischen Leistung von Colin Ford muß man hier einfach den Hut ziehen!
Schließlich ist die Szenerie dieser Episode auch von zerreißenden Fetzen alptraumhafter Visionen gezeichnet, die letztendlich offenbaren, daß das Mädchen am Ende unschuldig ist und lediglich den Mord verhindern wollte. Die große Überraschung, die nach reiflicher Überlegung post visum betrachtet eigentlich gar keine ist, offenbart sich in der logischen Schlußfolgerung, daß Angie von Junior (!) umgebracht wurde, der es im Episodenfinale selbst erkennt und sich vermeintlich stellt. Doch wie es dazu gekommen ist, dies bedarf noch der Aufklärung. Hierbei könnten natürlich anfallartige Situationen oder tagtraumgesteuerte Prozesse eine Rolle spielen, die wir schon aus Staffel 1 kennen.
Doch die größte Sorge bereitete mir in dieser Episode wieder einmal Big Jim! Zwar scheint er sich irgendwie tatsächlich rehabilitiert zu haben, doch schwankt man immer wieder zwischen Glaubwürdigkeit und dem perfiden Plan der Selbstdarstellung, den er vorher ad ultimum verfolgte. Nun ist es Rebecca, die ihm plötzlich zur Seite steht und sich für ihn einsetzt. Als Jim schließlich in der Kirche "predigt" und jegliches Lob zurückweist, um auf den Verdienst der Gemeinschaft zu pochen, offenbaren sich zwei Möglichkeiten, von denen letztere mir jedoch wahrscheinlicher ist: 1) Big Jim hat sich tatsächlich gewandelt, vollzieht den Willen der Kuppel und führt die Gemeinschaft tatsächlich in eine friedliche Ära oder 2) Rebecca fördert Jim in ihrer scheinbar fanatischen Art so sehr, daß er in den nächsten Episoden zur "Gottheit" erhoben wird, was ihm letztendlich - unter einem vorausgesetzten Kalkül betrachtet - einen ungeheuren Status einbringt, der kaum noch zu revidieren sein wird...
Mir ist bei diesem Gedanken erstmals richtig Angst und bange, besonders, weil sich durch die Serie mittlerweile ein Schema zu ziehen scheint, das völlig unkontrollierbar ist: Man weiß nie, welcher Charakter als nächstes die Bühne verlassen muß...